Aufbau einer Schule in Kenia

Mein Projekt in Kenia/Malindi

„Viele kleine Leute,

an vielen kleinen Orten,

die viele kleine Schritte tun,

können das Gesicht der Welt verändern.“

Afrikanische Weisheit

Wie das Projekt entstand

Im März 2023 machte ich Urlaub in Kenia/Malindi. Wir bezogen eine Wohnung im „Happy House“. Durch Zufall traf ich dort auf Philip Kahindi Kadenge, der hier für das Projekt Pamoja „Brunnen für Kenia“ arbeitet. Außerdem engagiert er sich in einer Schule, für Kinder ab drei Jahren. Diese liegt in Matsangonie, ca. eine Autostunde von Malindi entfernt.

Das Bildungssystem in Kenia

In Kenia beginnt die öffentliche Bildung mit drei Jahren im Kindergarten. Der Kindergarten ist erforderlich, um später die Schule besuchen zu können. Er ist aufgeteilt in Baby-Class (drei Jahre), Middle Class (vier Jahre) und Final Class (fünf Jahre). Der Kindergarten ist eher eine Art Vorschule, in der strukturiertes Lernen im Vordergrund steht. Es gibt einen festen Stundenplan. In Kenia herrscht das sogenannte 8-4-4-System. Das bedeutet acht Jahre Grundschule (Primary School), vier Jahre weiterführende Schule (Secondary School) und vier Jahre Hochschule (University/College). Philip nahm mich mit zu dieser Schule.

Inspiration und erste Schritte

Philip nahm mich mit zu der Schule in Matsangonie. Als Mitarbeiterin im Schulgartenprojekt der Stiftung HELP e.V. in Deutschland war ich sehr an Philips Arbeit interessiert. Die Eindrücke und Erlebnisse, die ich dort gewinnen konnte, brachten mich auf die Idee, Philip zu unterstützen und in Deutschland Spendengelder zu sammeln. In Kenia können Kinder nur die Schule besuchen, wenn sie eine Schuluniform besitzen, diese können sich nur sehr wenige Familien leisten. Durch die Spendengelder wollte ich mehr Kindern einen Schulbesuch ermöglichen. Es ist meine Überzeugung, dass Kinder, denen wir Bildung ermöglichen, eher die Chance haben der Armut zu entkommen. So ließe sich vielleicht der Flucht junger Menschen aus Kenia in europäische Länder entgegenwirken.

Unterstützung und Spendenaktion

Zurück in Deutschland erzählte ich meinem Chef von meinen Erlebnissen in Matsangonie und von meiner Idee Spenden zu sammeln, um Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Er sagte mir Unterstützung in Höhe von 6.250 Euro für das Schulprojekt zu. Mit dieser Spende war es uns möglich 250 Kinder mit Schuluniformen auszustatten und das Schulgeld für vier Jahre zu bezahlen. In meinem Umfeld sammelte ich darüber hinaus weitere Spendengelder. Eine beträchtliche Spende bekam ich von der Sängerin „Miss Muso“ (Sandra Barrenscheen) www.missmuso.de Freunde und Bekannte spendeten insgesamt 2.000 Euro.

Reise nach Kenia und Umsetzung vor Ort

Im Januar 2024 flog ich dann auf eigene Kosten wieder nach Kenia/Malindi, um die Spenden vor Ort zu übergeben und um die Sicherheit zu gewinnen, dass diese auch bei den Kindern ankamen.

Malindi ist eine der ärmsten Städte Kenias. Ein großes Problem ist Armutsprostitution und leider auch Kinderprostitution. In den Schulen findet keine Aufklärungsarbeit statt. Themen wie Prostitution, Menschenhandel, HIV/AIDS unterliegen einem Tabu. Im Bildungsbereich ist die Situation in Malindi kritisch. Nur die Hälfte der Kinder besuchen die Primary School, weiterhin besuchen nur 24% der Jungen und 10% der Mädchen die Secondary School. Hier besteht meiner Meinung nach auch ein großer Handlungsbedarf.

Wohnen durfte ich in dieser Zeit bei Philip Kahindi Kadenge in dessen Appartement im „Happy House“. Wir lernten das Schneiderehepaar Timothy und Esther kennen und konnten sie dafür gewinnen den Kindern aus dunkelblauen und beigen Stoffen die Schuluniformen zu nähen. Die Stoffe und Materialien kauften wir von den Spendengeldern der ema gGmbH. Timothy und Esther nahmen Maß und nähten insgesamt 250 Uniformen für Kinder im Alter von 3-15 Jahren. Zu einer Schuluniform gehören auch Schuhe und Unterwäsche, diese Dinge wurden ebenfalls von den Spendengeldern von ema gekauft.

Bau eines weiteren Schulgebäudes

Von meinen privat gesammelten Spendengeldern konnte auf dem Schulgelände ein weiteres Schulgebäude errichtet werden. Darüber hinaus wurden noch Dinge gekauft, die die Kinder erfreuen sollten (Fußbälle z.B.). Weiterhin konnten von diesem Geld, 40 weitere Kinder von der Straße geholt und in der „Malindi Junior School“ untergebracht werden. Diesen Kindern zahlten wir auch für zwei Jahre das Schulgeld. Timothy und Esther erklärten sich bereit die Uniformen dieser Kinder für einen günstigeren Preis zu fertigen. Sie zeigten großen Einsatz und arbeitete Tag und Nacht.

Unterstützung für „vergessene Dörfer“

Im gleichen Gebäudekomplex („Happy House“) hat auch die Deutsche Christina Stiebner mit ihrem einheimischen Mann Haschim eine Wohnung. Wir freundeten uns an und sie erzählten mir davon, dass sie regelmäßig in sogenannte „Vergessene Dörfer“ fahren, um dort für und mit den Bewohnern zu kochen. Sie hatten mein Interesse geweckt und so fuhr ich beim nächsten Mal mit in ein „vergessenes Dorf“.

Hier überwältigten mich die Eindrücke. Ich erlebte Menschen, die in einer derartigen Armut lebten, dass sie oftmals nur das besaßen, was sie am Körper trugen. Dabei sind sie trotz allem immer fröhlich. Ein ca. 12-jähriges Mädchen hat zum ersten Mal in ihrem Leben eine Gurke probiert und ihre Reaktion hierauf rührte mich zu Tränen.

Diese Kinder leben mit ihren Familien in Lehmhütten und haben zum großen Teil keine Bildung. Ihre Eltern gehen fischen, wenn die Netze heil sind. Sie ernähren sich täglich von Ugali (Getreidebrei aus Maismehl) und Bohnen. Das gemeinsame Kochen mit diesen Familien hat ihren Speiseplan sehr bereichert. Außerdem sorgten wir dafür, dass Netze repariert oder ersetzt werden konnten, um so den Lebensunterhalt dieser Menschen für eine Zeit lang zu sichern. Auch die hier erlebten Dinge beschäftigten mich nachhaltig. Immer mehr wächst der Plan in mir mich aktiv dafür einzusetzen, dass diese Kinder eine Chance bekommen. Den Rest meiner gesammelten Spenden gab ich Christina und Haschim, damit sie auch weiterhin, einmal im Monat, in den „vergessenen Dörfern“ kochen und unterstützen können.

Erfolge und Ausblick

Zurück in Deutschland habe ich erfahren, dass sich die Schule in Matsangonie jetzt allein trägt. Wir haben es geschafft genügend Kinder in dieser Schule unterzubringen. Jetzt wird sie von der Regierung in Kalifi mit 15 Euro pro Kind unterstützt. Dies ist Arbeiten für die Zukunft des Landes Kenia!

Mit dieser Arbeit möchte ich gerne fortfahren, Spenden sammeln und so den Kindern weitere zwei Jahre Bildung ermöglichen. Die Kinder müssen darin bestärkt werden sich Bildung anzueignen, um dann dieses Wissen in ihr Land zu investieren. Dafür werde ich mich auch in Zukunft engagieren und mich stark machen!                                           

B.L.